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Donnerstag, 3. Dezember 2020

Für den Zukunftstopf

Heute beim Frühstückmachen kam mir der Gedanke, wie interessant es wäre, wenn eines schönen Tages das Wort „müssen“ aus dem allgemeinen Wortschatz verschwunden wäre. Weil es einfach keinen Sinn mehr ergibt. Es wird nicht mehr verstanden, weil niemand mehr eine vermeintlich von außen auferlegte Pflicht empfindet, sondern meistens seiner inneren Führung und Stimmigkeit folgt, die ihn ganz natürlich tun lässt, was er gerade „muss“ bzw. will oder eben nicht. Und weil darin die bestmögliche Orchestrierung schon eingebaut ist, individuell und kollektiv (im Grunde ist das jetzt schon so, auch mit dem Müssen und anderem „Überwindenswertem, aber zum Glück gibt’s ja immer Raum für Verbesserungen oder Neues). Als Inspiration auf dem Weg dahin dienen zum Beispiel Kinder und Tiere und, in Ruhe gelassen, deren intakte Instinkte und Intuition. Und so schleicht sich dieses harte, strenge Wörtchen peu à peu aus der Sprache hinaus und nimmt Kollegen wie verbieten, (nicht) dürfen“ und am besten auch sollen gleich mit. Einigen Menschen werden sie manchmal noch rausrutschen und bei ihnen selbst und/oder dem Gegenüber ein innerliches Autsch hervorrufen, andere werden verwundert feststellen, dass sie sich nicht mehr erinnern können, wann sie diese Wörter das letzte Mal benutzt haben. Und wieder andere, die ganz Jungen, werden entweder gar nicht checken, was gemeint ist, oder entnervt mit den Augen rollen und empfehlen, doch mal zu chillen (dieses Wort wird dann entweder zum ganz normalen Wortschatz gehören oder durch etwas Neues ersetzt sein). Oder sie werden eine Haltung göttlicher Nonchalance pflegen und es entweder komplett überhören oder nicht darauf reagieren. Irgendwann klingt „müssen“ dann für alle Ohren so fremd, dass es außer von ein paar Nörglern und Nostalgikern als Relikt aus vergangenen Zeiten betrachtet wird. Ach ja, das wäre doch schön.