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Sonntag, 30. Juli 2017

Julitage

Die weiße Taube mit den schwarzen Flecken
sitzt mit sechs weiteren
aufgereiht in der Regenrinne.

Jetzt sind die anderen weggeflogen
nur sie kauert noch
dem Regen trotzend.

Eine Spinne webt an ihrem Netz
sie eilt wie eine Seilläuferin einmal quer über die äußere Fensterfläche
scheint es zu reparieren
es wurde wohl vom Regen oder Wind beschädigt
welch faszinierendes Werk …

Es ist heute so kühl, dass ich
die Heizung angemacht habe
sie klappert geräuschvoll vor sich hin.

In der Schneise im Wald hängen Dunstschwaden
Staunen über all die verschiedenen Grüntöne der Bäume:
hell-, mittel-, dunkelgrün, bläulich, silbrig, …

Im nassen Wald spazieren gehen
es regnet nach, von den Blättern herunter
Gummistiefel an den Füßen, Kapuze auf dem Kopf
es ist so schön, nass und dreckig werden zu „dürfen“.

Schneckenbegegnungen, sehr viele & so vielfältig:
gestreifte, schwarze, gelbe und herbstlaubfarbene Häuser
Weinbergschnecken in Normal-, XXL- und Babyformat
unendlich langsam reiben sich zwei von ihnen an einem Blatt
(oder knabbern daran?)
dreimal setze ich eine Schnecke von der Straße an den Wegrand um.

Der würzige Duft von feuchter Erde, Blättern, Kiefernnadeln
ein Hauch von Lavendel und anderen Blüten
das Blaugraulila einer Distel (der schönen kugeligen Art und zwar, bevor die Blüten an den Stacheln aufgegangen sind)
ein Haselnusspärchen auf dem Boden finden

leider noch nicht reif, aber dafür die Brombeeren!
Welch FEST für die SINNE
was für eine Erfrischung und Belebung!

Zurück zuhause die Heizung nicht mehr brauchen
dafür eine Tasse Tee nachschenken
durchs geöffnete Fenster das Piepsen des Hühnerkükens hören
klein und flauschig tappst es inmitten der Großen umher
unglaublich süß und anrührend.

Auch die Schwalben ziehen eine neue Brut heran
schon die zweite oder dritte diesen Sommer
die Jungen piepsen auch, obwohl, es klingt krächzender
manchmal kann man ihre kleinen Köpfe und Schnäbel sehen
wie sie sich in Erwartung von Essen aus dem Nest recken
es ist ein Geschenk, sie als Mitbewohner zu haben.

Das Spinnennetz ist fertig repariert – wow
viel Glück, kleine Jägerin.

Die Fliegen im Zimmer
ich würde sie gern leben lassen (oder hinauskomplimentieren)
aber ich kann nicht.



(Apropos Schnecken: Das Buch "Das Geräusch einer Schnecke beim Essen" von Elisabeth Tova Bailey ist eine zauberhafte Beobachtung, eine Meditation über Schnecken und das Leben.)