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Freitag, 17. November 2017

Momentnotizen

Manchmal habe ich das Gefühl, mein ganzes Leben spielt sich an meinem Schreibtisch ab. Nicht weil ich pausenlos arbeiten oder Zeit am Laptop verdaddeln würde (das auch). Sondern weil es so viel zu sehen gibt, so viel zu erleben an diesem vermeintlich immer gleichen Ort. Zum Beispiel beim Blick aus dem Fenster. Es ist ein Zauber, was ständig geschieht ...

Ein leuchtend gelbes Blatt hat sich in einem Spinnennetz vor meinem Fenster verfangen und baumelt jetzt am seidenen Faden. Der Wind wirbelt es wild nach allen Seiten.

An dem anderen Fenster ein verschrumpeltes Spinnennetz. Seit Tagen oder Wochen schon baumelt das kleine Knäuel dort herum, wackelt und dreht sich im Wind, stört immer mal den Blick. Doch wie könnte ich es wegmachen, wo es doch gerade aussieht wie ein Seepferdchenkopf?

Die Amseln und Spatzen, die auf den alten Stromleitungen umherhüpfen und sie zum Wippen bringen. Die Regentropfen, die an den Kabeln hängen, aufgereiht wie eine Perlenschnur.

Der Apfelbaum in Nachbars Garten, der noch alle seine Blätter trägt. Einige sind gelb verfärbt, die meisten aber noch von grüner Farbe. Es ist jetzt ein gräulich-silbriger, fahler Ton.


In Nachbars Garten, vor dem Apfelbaum, wurde heute wieder der große gelbe Herrnhuter Stern aufgehängt. Er wird uns durch die dunkle Zeit leuchten, wird ein Gefühl von Wärme und Behaglichkeit verbreiten.

Ein Fussel schwebt durch die Luft, am Bildschirm vorbei kreuzt er meinen Blick und verschwindet wieder, sanft und lautlos.


Es ist vier Uhr nachmittags, und es beginnt zu dämmern. Bald gibt es nichts mehr zu sehen im Fensterkino. Doch, das Leuchten des Sterns.