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Sonntag, 2. Juni 2013

Pfingstbegegnung in Weimar

Ein sonniger Moment, vergänglich
die Wolken und der Wind
sorgen für ein ständiges Wechselspiel am Himmel
Licht an, Licht aus
Sonne wärmt, Wind kühlt
Ich setze mich auf eine der Bänke im Park an der Ilm
ein Platz an der Sonne
schließe die Augen
empfange das Geschenk ihrer Wärme
und des inneren Lichts
Öffne die Augen wieder
und erblicke ein kleines grünes Wesen
das sich auf meinem linken Knie niedergelassen hast
Hallo, wer bist denn du?
Ein unbekannter Käfer
der fliegen will
ein Gruß von anderswo?
Er setzt an zum Abflug
spreizt die Flügel
stockt dann wieder
Ich biete ihm meine Hand als Starthilfe an
er nimmt sie
ich strecke sie nach oben
versuche ihm die luftigen Höhen schmackhaft zu machen
er hingegen mustert mich
fragt sich vielleicht ebenso: wer bist du?
Egal, ich muss es nicht verstehen
denke ich dann
ein Geschenk des Moments
genieße es
seine Kleinheit, Zartheit
seine Nähe und Anmut
sein schillerndes, glitzerndes grünes Kleid
mein kleiner Wegabschnittsbegleiter
hier, wo die meisten Menschen paarweise unterwegs sind
teile ich den Augenblick mit dir, kleines Wesen
bis zu davonfliegst
Er scheint mich auch zu mögen
landet nach einem kleinen Ausflug
nun auf meinem anderen Knie
und krabbelt dort umher
Ich hole Block und Stift aus meiner Tasche
und beginne über unsere Begegnung zu schreiben
wie als wüsste er das, besucht er mich ein drittes Mal
Sturzflug und elegante Landung auf meiner schreibenden Hand
gerade in der Kuhle zwischen Daumen und Zeigefinger
neben dem Stift
lässt er sich nieder
bringt mich zum Lachen und Staunen
stattet noch meiner Tasche einen Besuch ab
und verabschiedet sich endgültig
Und die Sonne scheint und scheint
die Wolken haben angehalten
Oh, Augenblick, verweile doch!