Was man nicht aussprechen kann,
darüber sollte man schweigen.
Ach, wenn dieser Rat nur beherzigt würde,
gäbe es keine sinnlosen Diskussionen über
die Wahrheit!
Das-was-ist – das läßt sich nicht aussprechen.
Alles, was in Worten gesagt werden kann,
ist nicht das-was-ist –
kann es nicht sein.
Die Wahrheit liegt jenseits der Worte,
nur Schweigen
ist mit der Wahrheit verwandt.
Aber Schweigen ist sehr schwer;
der Verstand möchte noch selbst über das
reden,
was jenseits der Worte ist.
Dabei ist der Verstand die einzige
Schranke vorm Schweigen.
Schweigen gehört
zum Zustand des Nichtdenkens.
Ein Prediger wollte einmal vor ein paar
kleinen Kindern
eine Ansprache halten.
Ehe er anfing, stellte er ihnen die
Frage:
Stellt euch vor, ihr müßtet eine
Ansprache halten
vor einer Gruppe von so klugen Jungen und
Mädchen wie ihr,
die von euch eine tolle Geschichte
erwarten –
aber es fällt euch nichts ein.
Was würdet ihr sagen?
Ein kleines Kind antwortete:
Ich würde den Mund halten.
Ich würde den Mund halten!
Genau diese kindliche Einfachheit gehört
dazu,
um sich aufs Schweigen einzulassen.“
(Aus: Love. Briefe an Schüler und
Freunde)
So will auch ich schweigen
Bis zum nächsten Gedicht
das meinem Herzen entfließt
Oder doch meinem Verstand?