„Zukunft, Gegenwart, Vergangenheit: erlauben, was war“ (Kapitelüberschrift im Buch „Den Advent neu erleben“ von Martina Kaiser)
Interessant, das „erlauben, was war“. Ja, das Erlauben kommt immer hinterher oder on top, auch das Erlauben der Gegenwart und Zukunft. Immer quasi einen Tick zu spät, weil das angeblich zu Erlaubende schon passiert ist, schon dabei ist zu passieren (wenn auch vielleicht auf die Zukunft projiziert) oder schon passé ist. Im Grunde braucht und kann nichts erlaubt werden. Aber dann ist es eben doch etwas anderes, jedenfalls in der Welt des Ich, wenn etwas bewusst erlaubt, angenommen, wertgeschätzt wird, als wenn ich es mir nicht bewusst mache oder es gar ablehne. Nichts ist voneinander zu trennen, auch nicht das sogenannte Ich von der sogenannten natürlichen Realität. Alles ist die natürliche Realität. Wie auch nicht? Alles ist (scheinbar) individuelle und momentane Wahr-nehmung. Alles ist die Wirk-lichkeit, wie sie „mir“ oder „hier“ erscheint. Allein und all-eins.
Und vielleicht ist es ja so, dass sich das ganze Leben in die Existenz erlaubt oder glaubt? Es scheint, als müsste ich meinen Körper, den Tisch, den Computer, das Haus, die Bäume, den Himmel, den nächsten Gedanken oder das nächste Gefühl nicht erst erlauben oder an sie glauben, damit sie erscheinen. Aber vielleicht auf eine Art doch? Ohne Glauben, ohne Wahrnehmung, ohne Interpretation keine Welt, nur unmanifestiertes Nichts, nur Schwingung, nur Bewusstsein ohne Bewusstsein, ohne jeden Fokus (wie im Tiefschlaf)? Ich mag diese Fragen. Auch wenn es vielleicht keine Antworten darauf gibt, oder alle möglichen, und jede Antwort einfach eine weitere Erscheinung ist, die noch dazu drei neue Fragen aufwirft. Das ist wohl der Witz dabei.