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Freitag, 13. Oktober 2017

Herbstnotizen

Die Buchen im Wald sind jetzt mehr und mehr bunt gefärbt, das heißt rotbraun. Es ist kein leuchtendes, buntes Bunt mit Wow-Effekt, sondern ein zurückhaltenderes, schlichteres, irgendwie gediegeneres. Der Wald sieht ganz wunderbar verwandelt aus, wie als hätte er in aller Ruhe nachgezogen, sein Kleid mit Bedacht gewählt, nachdem die Bäume anderswo schon vor Wochen angefangen haben, sich umzuziehen, und wieder andere schon nackt und durchsichtig dastehen, weil sie dem Wind nicht widerstehen konnten. Der Anblick des Buchenwaldkostüms ist heimelig, es erscheint wie die passende dunklere Note zu dem farbenprächtigen Indian Summer, der am gegenüberliegenden Hang seine Show abzieht.

An einer Brücke in der Stadt habe ich zwei kleine Bäume gesehen, mit leuchtend gelben Blättern. Sie sind von der Sorte, wie ich vor Jahren einmal woanders im Vorbeigehen
eins aufgehoben und mitgenommen habe. Zuerst habe ich in einem Sprachkurs (ich glaube, es war Norwegisch, und der Lehrer war sehr jung, etwas verloren und hieß Magnus) die Umrisse des Blattes in meinen Block gezeichnet, und immer, wenn mein Blick später darauf fiel, fand ich diese einfach abgemalte Kontur bezaubernd. Danach nahm ich das Blatt mit nach Hause, wo es lange in einem Windlicht im Sand steckte. (Wahrscheinlich wurde es irgendwann von der brennenden Kerze entzündet und ging kaputt.). Das Blatt sieht der Form und Größe nach einem Ahornblatt ähnlich, aber es hat rundlichere, weniger markante Umrisse. Es gefällt mir sehr, und es heute draußen wiederzusehen, war eine Freude.

Herbst = Abschied ohne Wiederkehr? Das kleine Café, in das ich heute gehen wollte, hat sein "Sommerpause"-Schild von der Tür entfernt, ist aber trotzdem geschlossen. Ein anderer Hinweis fehlt, die Einrichtung ist noch da, und auch die mit Kreide beschriftete Angebotstafel hängt noch neben dem Eingang. Ich befürchte, sie schließen ganz, ich war öfters dort im vergangenen Jahr, und fast nie war es gut besucht. Vor ein paar Monaten dachte ich im Vorbeigehen, sie brauchen eine Markise über dem Eingang und der nach Süden zeigenden Fensterfront; eine Markise wäre ein Blickfang, eine Einladung, und sie würde den Außenbereich gemütlicher machen. Eine Markise, ja, das wär’s, dann kämen bestimmt mehr Gäste! Aber ach, es war nur eine Hoffnung. Und es war sowieso zu spät, um es vorzuschlagen, das Café war schon sommerbedingt geschlossen. (Vermutlich hatte der Inhaber diese Maßnahme außerdem längst selbst in Erwägung gezogen, und womöglich war es nicht erlaubt, die Fassade auf diese Art zu verändern; diese Dinge sind ja oft so kompliziert.) Schade, ich mochte es dort. Die schlichte dunkle Einrichtung, die Thekentische am Fenster mit Blick auf die vorbeigehenden Menschen, auf die Eisenbahnbrücke und auf viel Himmel ... Es gab Macarons, Cappuccino mit sehr viel Milchschaum, und manchmal lief im Hintergrund Jazzmusik.